Die Präsidentenmacher
Morgen werden die beiden MdB Stadler und Scheuer Passau in der Bundesversammlung vertreten
Die Bundesversammlung wählt am Sonntag den neuen Bundespräsidenten. Zwei der 95 bayerischen Delegierten sind die beiden Bundestagsabgeordneten Dr. Max Stadler (FDP) und Dr. Andreas Scheuer (CSU).
Sie sind die einzigen Passauer, die dieses Mal ein Stimmrecht haben, die bayerischen Landtags-Fraktionen haben es so gewollt. Denn sie bestimmen, wer außer den MdBs - die kraft Amtes Mitglied der Bundesversammlung sind - nach Berlin geschickt wird. Senta Berger steht zum Beispiel auf der Liste oder Ex-„Biermösl-Blosn“-Mitglied Hans Well. Der Großteil der Wahlfrauen- und Wahlmänner besteht jedoch aus Politikern, Ministerpräsident Horst Seehofer etwa oder MdL Reserl Sem (beide CSU) aus Rottal-Inn.
Die 620 Nicht-MdBs werden von der Bundestags-Verwaltung eingeladen, also inklusive Anreise und Hotelübernachtungen.
Bei Stadler und Scheuer ist dieser Aufwand nicht nötig, sie wohnen ja in der Hauptstadt. Beide reisen am heutigen Samstag dorthin, ihre Fraktionen haben das all ihren Mitgliedern auferlegt: „Man will ausschließen, dass am Sonntag jemand zu spät kommt“, erklärt Stadler. Am Sonntagvormittag heißt es deshalb überall „Seid ihr alle da?“, bevor es um 12 Uhr zur Wahl geht.
Die läuft im Prinzip ab, wie es Otto Normalwähler auch kennt: Jeder geht zum Wahlleiter, erhält den Stimmzettel, macht in der Kabine geheim sein Kreuz und wirft seine Stimme in die Wahlurne. Größter Unterschied ist die namentliche Nennung: „Jeder wird einzeln aufgerufen, nach dem Alphabet“, spricht Scheuer aus der Erfahrung von drei Präsidentenwahlen. Stadler hat schon fünf mitgemacht. Da beide Passauer mit „S“ ziemlich spät drankommen, nutzen sie die Wartezeit für Gespräche am Rande. „Seehofer will dabei zum Beispiel über die Solarförderung mit uns reden“, sagt Stadler.
Am 30. Juni 2010 haben beide Passauer Christian Wulff (CDU) gewählt und sich damit gegen den anderen Kandidaten Joachim Gauck entschieden. Dieses Mal werden sich beide genau anders entscheiden, wie sie angeben. Steckt da kein Widerspruch darin? Scheuer: „Überhaupt nicht. Jede Wahl ist ein Abwägungsprozess. Als Person habe ich Herrn Gauck schon immer geschätzt.“ Stadler: „Schon beim letzten Mal wäre es für mich möglich gewesen, Gauck zu wählen. Ich kenne ihn relativ gut und schätze ihn sehr. Mir erschien Wulff aber auch sehr gut; er hielt ja auch einige hervorragende Reden.“ Nun seien die Vorzeichen eben andere. - dan