FDP-Urgestein und soziales Gewissen
Elsbeth Sturm feiert 90. GeburtstagInitiatorin des Kinderschutzbundes und Seniorenbeirats - Dr. Max Stadler ihr politischer Ziehsohn
Von ihren Parteikollegen wird sie liebevoll „liberale Urgroßmutter“ genannt. Die Passauer Grande Dame der FDP, Elsbeth Sturm, hat dieser Tage ihren 90. Geburtstag gefeiert. Bereits in den 50er- Jahren des letzten Jahrhunderts hatte die damalige Architektin die FDP in Passau wieder aufgebaut. Zwischen 1979 und 1984 war sie im Passauer Stadtrat für ihre FDP vertreten.
In ihrem langen Leben war Elsbeth Sturm in höchstem Maße sozial und gesellschaftlich engagiert. So war sie Gründungsmitglied des Passauer Seniorenbeirats und des Passauer Kinderschutzbunds. In diesen beiden Institutionen war sie jeweils auch die erste Vorsitzende nach der Gründung. Politisch war Elsbeth Sturm lange Jahre Mitglied im Landesvorstand der FDP Bayern. Der jetzige Staatssekretär Dr. Max Stadler ist so etwas wie ihr politisches Ziehkind. „Es freut mich so zu sehen, was aus dem Max geworden ist und wie gut er seine Sache macht“ erzählte die rüstige Urgroßmutter ihren Parteifreunden, die sie an ihrem Geburtstag am Montag in ihrer Wohnung am Schönleitnerweg besuchten. Elsbeth Sturm führt dort nach wie vor allein ihren Haushalt und ist auch gesundheitlich noch in der Lage, sich selbst zu versorgen.
In den letzten Jahren ist es ruhig geworden um die Ehrenvorsitzende der Passauer Liberalen, doch das war einmal ganz anders. Elsbeth Sturm, die heute zurückgezogen lebt, war und ist eine energische und emanzipierte Frau. Das war die gebürtige Böhmerwäldlerin schon zu einer Zeit, als von Emanzipation noch keiner sprach. Nach dem Abitur 1938 studierte sie in München Architektur mit dem Diplom-Ingenieur als Abschluss. Nachdem das Münchner Büro ausgebombt war, arbeitete sie im thüringischen Saalfeld im Stadtbauamt. 1958 kam sie mit ihrem Mann nach Passau. Hier war sie nach der Geburt ihrer Tochter freischaffende Architektin. Gleichzeitig brachte sie in Passau vieles voran.
In den 60er-Jahren baute sie den damals nicht mehr existenten Kreisverband der FDP wieder auf. Von 1979 bis 1984 war sie Stadträtin. Vor allem die sozialen Belange lagen ihr am Herzen. Sie gründete den Ortsverein des Kinderschutzbunds, und auf ihre Initiative hin entstand der Seniorenbeirat. Mit ihrer Umtriebigkeit stieß Elsbeth Sturm in den 60er und 70er Jahren zunächst nicht nur auf Wohlwollen. Als Frau in der Politik und bei dieser Partei spürte sie Widerstand. „Wenn ich in einen Pornoverein gegangen wäre, hätte man mir das wahrscheinlich eher verziehen“, erzählt sie im Buch „. . . obwohl sie eine Frauensperson ist . . .“, in dem 1997 couragierte Passauerinnen porträtiert wurden.
Die Anerkennung für ihre Aktivitäten bekam Elsbeth Sturm erst später. Ihr Engagement auf lokaler und Landesebene brachte ihr unter anderem das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden und den sozialen Ehrenbrief der Stadt Passau ein.
An der Stadt- und an der großen Bundespolitik ist Elsbeth Sturm noch immer interessiert. Sie ist durchaus stolz, was aus der Passauer FDP geworden ist. Und aus MdB Dr. Max Stadler, ihrem politischen Ziehkind. „Er ist ein Politiker, wie man sich ihn wünscht“, sagt Elsbeth Sturm über den Bundestagsabgeordneten und Staatssekretär. „Einer von den Glaubwürdigen.“ Einer mit einer „wunderbaren Formulierungsgabe. Er bringt in drei Sätzen auf den Punkt, was andere in einer halben Stunde salbadern“, sagt sie. - ck/ez