Dr. Max Stadler

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Donnerstag, 3. Januar 2013

CSU-Herkunft, PaL-Intermezzo, FDP-Zukunft

Andreas Dittlmann tritt den Stadt-Liberalen bei - Aus "liberalem Konservativen" wir "konservativer Liberaler"

Von Christian Karl
„Wer weiß, ob sie sich das mit mir antun wollen. Vielleicht nehmen sie mich ja gar nicht“, sagt Andreas Dittlmann und muss lachen. Man merkt dem langjährigen und für seine direkte Art bekannten Stadtrat an, dass er es nicht gewohnt ist, auf eine Antwort länger zu warten. Seinen Teil, den FDP-Aufnahmeantrag abzuschicken, hat er auf alle Fälle beigetragen. Jetzt muss der FDP-Stadtverband in seiner nächsten turnusmäßigen Sitzung entscheiden, ob sie den kritisch-eloquenten Lokalpolitiker aufnimmt, der zuvor 16 Jahre für die CSU im Plenum saß. Der Vollzug ist dem Vernehmen nach aber so gut wie sicher.

Atomausstieg war für mich das letzte Argument

„Viele gehen ja eh schon länger davon aus, dass ich bei der FDP bin. So oft, wie ich mich zuletzt auch auf der Straße wegen FDP-Dingen rechtfertigen und erklären habe dürfen und müssen“, meint der 42-Jährige und spielt damit darauf an, dass ihm die Partei bereits sehr ans Herz gewachsen ist - oder vielmehr der Hauptdarsteller der regionalen FDP. Für Staatssekretär Dr. Max Stadler, den er privat wie politisch sehr schätzt, machte er bereits im Sommer 2009 Bundestagswahlkampf. Mit ihm teilt er auch das neue Passauer FDP-Büro in der Bahnhofstraße. Just in dem ihm bestens bekannten Haus, wo Jahrzehnte lang auch das spielzeugreiche Familienunternehmen Dittlmann daheim war. Warum jetzt der offizielle Schritt zur FDP? Gerade jetzt, wo die Partei bundesweit wenig Lob und Lorbeeren einheimst und in Umfragen auf beängstigende 3 Prozent abgesackt ist? „Das klingt jetzt vielleicht ziemlich unglaubwürdig. Aber als die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke zurückgenommen wurde, ist das Argument, das für mich immer gegen die FDP gesprochen hat, weggefallen“, sagte Dittlmann. „Und außerdem hat mich dann der Max bei der Ehre gepackt und gemeint, ich könne nicht immer nur mosern, sondern müsse auch mal Verantwortung in der Partei übernehmen und gefälligst mitarbeiten.“ Wenige Tage darauf wurde der Mitgliedsantrag ausgefüllt und abgeschickt. „Wenn ich nach dem Hype und nach der Bundestagswahl zur FDP gegangen wäre, hätte man mir den Vorwurf machen können, Karriere machen zu wollen. Das dürfte ja jetzt, bei den aktuellen Umfragewerten, wohl obsolet sein.“
16 Jahre lang war Dittlmann seit 1992 für die CSU im Stadtrat gesessen - am Ende durchaus mit Optionen wie Fraktions-Chef oder Bürgermeister. Nach dem bitteren Mehrheits- und OB-Sesselverlust 2008, einem verspielten Bürgermeister-Posten, für den auch er gehandelt worden wäre, und dem für ihn in seiner Partei nicht erkennbaren Generationswechsel hat Dittlmann zusammen mit vier CSU-Kollegen die Fraktion verlassen und die Nähe zur Wählergruppierung Passauer Liste und deren Fraktionsgemeinschaft mit der FDP gesucht. 2009 hat er auch sein CSU-Parteibuch abgegeben.
„Ja, bei diesem Thema bin ich gar nicht so weit von den Grünen weg“, sagt Dittlmann angesprochen darauf, dass er mit dem vorher erwähnten Atomausstiegs-Argument eigentlich bei der Öko-Partei hätte unterschreiben müssen. „Der Höhenflug der Grünen wegen der Sicherheitsdebatte nach den Vorfällen in Japan ist sicher berechtigt. Aber es gibt halt auch etliche Punkte im Parteiprogramm der Grünen, die nicht unbedingt ein Viertel Zustimmung

Passauer Liste-Austritt nicht erforderlich

der Bevölkerung finden. Da ist vieles mit meiner Sicht nicht vereinbar.“ Unvereinbar ist für ihn - bundespolitisch - aber auch die aktuelle Linie der Union, die ihm unter Merkel und Seehofer zu linkslastig geworden ist. Unions-Politik, wie sie der mittlerweile von Merkel entmachtete Friedrich Merz vorangetrieben hatte, wäre hingegen durchaus im Sinne Dittlmanns gewesen. „Ich war immer auch ein liberaler Konservativer. Und demnächst wahrscheinlich ein konservativer Liberaler. Vor allem wenn es um die Eigenverantwortung der Bürger, Stärkung der Bürgerrechte, Schuldenabbau und wirkliche Mittelstandspolitik geht - alles, für was die FDP nach wie vor steht.“
„Zuletzt war ich parteilos, aber schon sehr FDP-affin“, sagt der Lokalpolitiker, der in Passau nicht nur wegen seiner Unternehmervergangenheit, sondern auch seines Ehrenamts als Stadtbrandinspektor bekannt ist. Aus der Wählergruppierung der Passauer Liste, die mit fünf Köpfen im Stadtrat sitzt, muss Dittlmann jetzt aber nicht offiziell austreten. „Dort sitzen ja auch Parteilose und auch zwei Kolleginnen mit CSU-Parteibuch“, verweist der FDPler in spe auf die politische Interessengemeinschaft, die den vier enttäuschten CSUlern vor zweieinhalb Jahren als willkommenes Auffangbecken diente. „Es wird sich da jetzt auch nicht viel ändern, wir sind ja nach wie vor eine gemeinsame Fraktion mit gemeinsamen Sachthemen. Aber bei FDP-Diskussionen kann ich halt jetzt, als Mitglied, meinen Mund etwas mehr aufmachen.“ Und freilich liegt auch die Frage nahe, ob sich der bereits bei der CSU oft als Hoffnungsträger Gehandelte jetzt mehr Chancen auf höhere Ämter wie Bürgermeister oder gar OB ausrechnet. „Das mit den Ämtern ist immer von den Medien aufgebracht worden, nie von mir. OB Jürgen Dupper macht doch bis jetzt einen guten Job. Und wenn man so ein Amt anstreben würde, müsste man der festen Überzeugung sein, dass man es besser machen würde als der, der es momentan ausübt“, sagt Dittlmann in einer Art, wie es FDP-Granden wie Hans-Dietrich Genscher und Walter Scheel nicht diplomatischer hätten ausdrücken können.


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