Max Stadler (FDP) will Internet-Nutzer bei Facebook, Twitter & Co. besser schützen Verfallsdatum für Online-Profile?
von VERONIKA PREE
Ein Albtraumszenario für jeden Jobanwärter: Die fachliche Qualifikation passt haargenau auf die ausgeschriebene Stelle und auch der Personalchef ist nach der persönlichen Unterhaltung begeistert. Dann kommt die Absage - scheinbar aus dem Nichts. Was der Bewerber nicht ahnt: Der Personalchef hat sich nach dem Vorstellungsgespräch im Internet schlau gemacht. Dabei ist ein Foto aufgetaucht, das ihn mit seinen Kumpels beim hemmungslosen Feiern zeigt. Der Personalchef denkt: „So soll die Firma nicht repräsentiert werden“. Das Bild ist bereits fünf Jahre alt, der Jobanwärter hat seine „wilde Zeit“ längst hinter sich. Aber die potenzielle Arbeitsstelle ist trotzdem futsch.
„So etwas darf nicht passieren. Vor allem die Privatsphäre von Jugendlichen muss im Internet besser geschützt werden“, sagt FDP-Politiker Max Stadler. Der Passauer Staatssekretär im Justizministerium fordert: „Daten in sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook sollen mit einem Verfallstermin versehen werden.“ Stadler will das zwar nicht gesetzlich regeln lassen, appelliert aber an die Netzwerkbetreiber, dies freiwillig umzusetzen.
In der Praxis könnte so ein Schutz folgendermaßen funktionieren: Vor Ablauf des Verfallsdatums bekommt der Nutzer eine E-Mail zur Erinnerung. Er muss dann ausdrücklich bestätigen, dass er seine Daten (wie persönliche Interessen, Adresse und Bilder) weiter im Netz behalten will. Ansonsten werden sie automatisch gelöscht. Laut Stadler ist dies technisch machbar. Beispielsweise würden solche Verfalls-Optionen auch von Betreibern von Online-Spielen angeboten. Selber alle möglicherweise schädlichen Dinge aus dem Netz zu entfernen, kann schwierig sein. Denn man erinnert sich oft gar nicht mehr an alte Online-Profile, geschweige denn an die dazugehörigen Passwörter. Sehr lästig ist es auch, wenn andere Personen pikante Fotos, private Informationen oder Gerüchte zu einer Person verbreiten. Das können beispielsweise peinliche Urlaubsfotos, intime Unterhaltungen mit dem Ex-Freund oder böswillige Anschuldigungen sein. Im Netz können sich solche Dinge rasend schnell verbreiten. Für den einzelnen ist das nicht mehr kontrollierbar.
Eine Lösungs-Möglichkeit: Es gibt spezielle Agenturen, die sich darauf spezialisiert haben, das „Internet-Ich“ einer Person wieder zu bereinigen. Sie bieten an, Fotos, Profile und andere ungewünschte Daten aus dem weltweiten Netz zu entfernen.
Als Internet-Nutzer kann es schwierig sein, sich im Dschungel der technischen und rechtlichen Möglichkeiten zurechtzufinden. Die Bundesregierung will hier Abhilfe schaffen. Stadler erklärt: „In absehbarer Zeit wird es eine Stiftung Datenschutz geben. Sie soll den Bürgern - ähnlich wie die Stiftung Warentest - Orientierungshilfe geben.“
Momentan werde noch daran gearbeitet, Geld für die Finanzierung der Stiftung in den Bundeshaushalt einzustellen. Der dafür zuständige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und die FDP hätten sich aber bereits auf die Ausführung geeinigt. Einige Details wie etwa der Sitz der Stiftung müssten aber noch geklärt werden.
Die Stiftung wird drei Aufgaben haben. Sie soll die Bürger über Datenschutz aufklären, vergleichende Untersuchungen durchführen und Produkte sowie Unternehmen zertifizieren, wenn sie ein bestimmtes Datenschutzniveau einhalten
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Stadler sagt, warum er die Aufklärungsarbeit der Stiftung für wichtig hält: „Die Debatte über den geplanten Dienst Google Street View hat noch einmal einen Schub für das Bewusstsein um den Datenschutz gebracht. Die Gefahr besteht darin, dass Daten verknüpft und so ganze Bewegungsprofile von Bürgern erstellt werden können. Die Bürger müssten selbstständig und selbstverantwortlich entscheiden können, was sie über sich selbst im Internet lesen wollen.“