Von Thomas Seider
Die Parteien haben sich überboten in ihren Anträgen, beim Umbau des Bahnhofs auch einen Aufzug zum Poststeg oder gleich zur Grünaustraße einzurichten. Erste Untersuchungen zeigen nun: Diese Anlage spart zwischen Bahnhof und Busbahnhof 80 bis 100 Meter Fußweg. Sie kostet aber je nach Ausführung die Stadt um eine Million Euro, abzüglich möglicher Zuschüsse. Die Stadträte schreckt diese Information nicht ab. Fast alle können sich nach wie vor vorstellen, dass die Verbesserung groß genug ist, um den Aufwand zu rechtfertigen. Einer widerspricht: Andreas Dittlmann (FDP) hält den Aufzug für hinausgeworfenes Geld.
Ob CSU, SPD oder ÖDP, viele haben sich stark gemacht für eine bessere Anbindung des Bahnhofs. Die ist möglich. Eher nicht, indem man den Tunnel unter den Bahnsteigen bis zur Grünaustraße verlängert und dort einen Aufzug und die immer auch erforderliche Treppenanlage baut - denn das würde fünf Millionen Euro kosten. „Diese Kosten erschlagen mich“, bekennt etwa Dr. Gerhard Waschler (CSU). Den Kollegen geht es nicht anders. Doch es gibt Alternativen: Aufzüge von den Bahnsteigen hinauf zum Poststeg oder über einen neuen Steg direkt zur Grünaustraße. Der Bahn wäre einverstanden, obwohl es ihr am liebsten wäre, die Kunden gingen wie bisher durchs Bahnhofsgebäude und nähmen dabei noch etwas aus den vermieteten Shops mit.
Der Weg zum Busbahnhof führt bisher über den bestehenden Aufzug an der früheren Hauptpost. Wenn demgegenüber per neuem Aufzug direkt von einem der Bahnsteige aus 80 bis 100 Meter gespart würden, ist das viel? Mit schwerem Gepäck vielleicht schon, meint Paul Kastner (ÖDP). Vor allem aber sei die erlebte „Wegebeziehung“ besser. Auch OB Jürgen Dupper (SPD) sieht mehr als die bloße Meterzahl: Die großen Wohnviertel oberhalb der Grünaustraße wären besser angebunden. Die Grünaustraße wäre etwas mehr als nur Rückseite des Bahnhofs. Den Geschäften dort täte die Passantenfrequenz gut.
Spielverderber ist Andreas Dittlmann (FDP). Die Zeitersparnis auf dem Weg zwischen Bahnhof und Busbahnhof hat er mit 1,5 Minuten errechnet. Doch an Pendler in großer Zahl, die Bahn und Stadtbus kombinieren wollen, glaubt er eh nicht. Er ist auch kein Fan öffentlicher Aufzüge: Der bestehende am Poststeg sei im Dauerzustand „mehr als versifft“. Dittlmann ist versucht es anderen gleichzutun und aus Ekel die Aufzugtasten lieber mit dem Fuß als der Hand zu drücken. Die Zustände im neuen Aufzug wären nicht besser, fürchtet er: „Da müsste dreimal am Tag geputzt werden und daran glaube ich nicht.“
Wenn schon, bräuchten nicht nur einer, sondern sowohl der mittlere als auch der hintere Bahnsteig einen Aufzug, meint Dittlmann. Vorzeigebeispiel ist Regensburg. So setzt der Skeptiker auf die von der Stadt zu begleichende Rechnung nicht 600 000 Euro für einen Aufzug, sondern 1,2 Millionen für zwei. Dazu kommt eine an die Bahn zu zahlende sechsstellige Einmal-Pauschale für den Unterhalt. Die Stadt hofft aber, dass sie für den Bau Zuschüsse erhält.
Ob mit neuem oder altem Aufzug - will der Fahrgast überhaupt in die Grünaustraße, um vom Bahnhof zum ZOB zu gelangen? Viele wollen das eben nicht, sagt Dittlmann. Er selbst würde mit dem Rollkoffer den Weg über Bahnhofstraße und Busrampe bevorzugen. Viele Frauen hielten das in der Dunkelheit genauso. Für sie sei die im vorderen Teil zumindest bis zur Verwirklichung der neuen Baukomplexe eher unbelebte Grünaustraße ein „Angstraum“.