Politiker aus allen Parteien drängen die Kirche in der Debatte um
Missbrauch zu einem Runden Tisch.
München/Berlin. In der Diskussion um Missbrauchsfälle mahnt Bayerns
Justizministerin Beate Merk (CSU) die katholische Kirche zu mehr
Zusammenarbeit mit der Justiz.
„Es gibt Fälle, in denen es nicht so läuft, wie es laufen sollte“, sagte Merk.
Stelle sich heraus, dass die Kirche der Staatsanwaltschaft bewusst
Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch verschwiegen habe, werde das
Verhältnis von Staat und Kirche beschädigt. „Die Kirche muss jetzt ein
klares Signal geben, dass ihr der Schutz der Opfer, das Mitgefühl mit den
Kindern, wirklich das Wichtigste ist. Dafür muss sie ganz konsequent mit
den Staatsanwaltschaften zusammenarbeiten.“ Es sei für sie unabdingbar,
dass die Kirche sofort die Staatsanwaltschaft einschalte, wenn sie
Hinweise auf Missbrauch erhalte, unterstrich Merk.
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles begrüßte die Initiative von
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) zur Gründung eines
„Runden Tisches Missbrauch“. Das Problem sei viel verbreiteter in der
Gesellschaft, als bisher bekannt.
Einen Runden Tisch aller Betroffenen hält auch der Staatssekretär im
Bundesjustizministerium, Max Stadler (FDP), für dringender denn je.
Wenn sich alle Beteiligten darauf verständigten, dann könne auch über
Entschädigungen bereits verjährter Fälle geredet werden.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger betonte, der
Runde Tisch solle niemanden an den Pranger stellen, sondern „die
gesellschaftliche Aufarbeitung befördern“.
Die katholische Kirche wies diese erstmals vor knapp zwei Wochen
erhobene Forderung der Ministerin mehrfach zurück. Falls ein solches
Gremium etabliert werden solle, dann nur unter Beteiligung aller
gesellschaftlich relevanten Gruppen, hatte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, betont. Sexueller Missbrauch von
Kindern sei „kein spezifisches Problem der katholischen Kirche“.
Der bayerische Staatsminister Siegfried Schneider (CSU) wünscht sich
einen differenzierten Blick auf die Missbrauchsfälle in der katholischen
Kirche. Bei der Vollversammlung des bayerischen Landeskomitees der
Katholiken forderte der Leiter der Staatskanzlei, nicht „sämtliche
katholische Schulen und Internate pauschal in Misskredit zu bringen“. -
ddp/kna