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Blinklichter könnten Züge zum Schweigen bringen

 

Lärmgeplagte Neustifter, Lokalpolitiker und Bahnvertreter erörtern Bahnübergang-Schließungen und lautlose Warnanlagen

Von Christian Karl

Es dürfte wohl eher selten vorkommen in der Republik, dass sich gleich zwei Parlamentarische Staatssekretäre für die Sorgen und Nöte eines einzigen Ortsteils engagieren. Aber offenbar mit Erfolg. Bei einem Ortstermin, bei dem das Thema der "pfeifenden Züge von Neustift" zwischen Bahnvertretern, Stadtpolitikern und lärmgeplagten und entnervten Anwohnern diskutiert wurde, zeichnete sich gestern eine Lösung und dementsprechend allgemeiner Optimismus ab.

Kernziel bei einem gestern ausgemachten "schnellstmöglichen" Gespräch mit allen Verantwortlichen ist jetzt, die sieben Bahnübergänge, vor denen die Zugführer zum lautstarken Warnen verpflichtet sind, zu reduzieren. Zudem kamen gestern auch lautlose, aber sündteure Lichtsignalanlagen ins Spiel, die das Warnpfeifen ersetzen könnten.

 Belästigung zwischen 5.40 Uhr und 23 Uhr

Wie berichtet geht es um die leidige Angelegenheit, dass im Stadtteil Neustift seit einem Monat die Züge der Rottalbahn häufiger verkehren und damit auch häufiger pfeifen: über 200-mal zwischen 5.40 Uhr und kurz nach 23 Uhr. Zu viel für die unfreiwillig Beschallten, von denen nicht wenige derzeit sogar an Wegzug oder Hausverkauf denken. "Die Wohnqualität sinkt dramatisch", sagte Anwohnerin Elisabeth Kasper gestern. "Und dabei sind jetzt noch die Fenster zu. Man mag gar nicht daran denken, wenn man im Sommer mal draußen sitzt."

Christian Kubasch, der technische Leiter der für die Rottalbahn verantwortlichen Südostbayernbahn, wagte sich gestern in die Höhle des Löwen. In Anwesenheit von Staatssekretär Dr. Max Stadler, Gesprächsinitiator Peter Pell und Stadtratskollege Andreas Dittlmann (beide Passauer Liste) ließ der Bahn-Stellvertreter rund ein Dutzend Anwohner wissen, dass die Lokführer vor den sieben Neustifter Bahnübergängen gesetzlich verpflichtet seien, warnend zu pfeifen. "Mindestens drei Sekunden" seien vorgeschrieben. Elisabeth Kasper hatte zuvor darauf gepocht, dass die Zugführer zumindest bei der Dauer des Pfeifens "etwas sensibler" vorgehen könnten, was einige auch täten. Auch eine Nachrüstung der Rottalbahn-Lokomotiven mit "vielleicht etwas leiseren" Warnsignalen, die sich ein Anwohner wünschte, sei laut Kubasch für die Rottalbahn-Züge weder vorgesehen noch möglich.

Dr. Max Stadler äußerte grundsätzliches Verständnis für Warnmaßnahmen aus Sicherheitsgründen. "Aber warum regelt man das nicht mit Warnblinkleuchten?", fragte der Staatssekretär. Christian Kubasch machte zunächst darauf aufmerksam, dass "theoretisch" nichts gegen solch eine Lösung spreche. "Aber eine solche Blinkanlage kostet 200 000 Euro - pro Übergang!" Und zum anderen sind an einem Bahnübergang meist mehrere Beteiligte, Bahn- und Straßenbaulastträger, Stadt und private Grundbesitzer, involviert, die sich über solch eine Maßnahme und - noch mehr - über deren Finanzierung einig sein müssen.

Schnellstmöglich an Ideallösung basteln

Anwohner und Lokalpolitiker waren sich einig, dass man auf gut die Hälfte der sieben Neustifter Bahnübergänge auch verzichten könne, weil sie - nicht nur im Winter - ohnehin von Landwirten oder Wanderern selten bis gar nicht benutzt werden. Falls jetzt der eine oder andere Übergang aufgelassen werde, reduziere sich zum einen bereits das Pfeifen. Zum anderen würde sich auch die finanzielle Belastung reduzieren, würde man die übrig bleibenden mit Warnblinkanlagen versehen - so das Ideal von Anwohnern und Politikern gestern vor Ort.

"Wir werden das Problem sicher nicht schon morgen lösen. Es wird nicht ganz einfach, und was kosten wird es auch", meinte Peter Pell, der durchaus auch "die Sicherheitsfrage in den Vordergrund stellen" wollte. "Schnellstmöglich" aber wolle man nun alle Verantwortlichen der Neustifter Bahnübergänge - Grundeigner, Baulastträger, Stadt - und Politik an einen Tisch bringen, um an den gestern vorgebrachten Ideallösungen zu basteln. Mitbasteln wird dabei auch Verkehrsexperte und Staatssekretär Andreas Scheuer, der schon vorgestern mit Christian Kubasch Kontakt aufgenommen hatte.


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