Dr. Max Stadler Archiv Presse


FDP triumphiert, CSU spekuliert – und die SPD resigniert!

Spätestens seit Montag steht fest, dass die Passauer Region künftig nur noch von zwei Bundestagsabgeordneten in Berlin vertreten sein wird. Jella Teuchner (SPD) schaffte aufgrund des desolaten Abschneidens ihrer Partei nicht mehr in den Sprung in den Bundestag – mit bitteren Konsequenzen für die Passauer Stadträtin Karin Kasberger, die ihren Job als Teuchners Büroleiterin los ist. Dr. Max Stadler triumphierte als bundesweit zweitbester FDP-Mann gleich nach Parteichef Guido Westerwelle. CSU-MdB Dr. Andreas Scheuer erhielt zwar die meisten Stimmen, musste allerdings im Vergleich zu 2005 herbe Verluste in Kauf nehmen.

Es war am Samstagabend vor dem großen Wahlsonntag, als für Andreas Scheuer ein wichtiger Lebensabschnitt zu Ende ging. Er feierte zum einen seinen 35. Geburtstag, zum anderen seinen Ausstand aus der JU. Mit 35 ist es automatisch vorbei mit der „Jungen Union“. Konnte er an diesem Abend noch in politischen Erinnerungen schwelgen, wurde er am nächsten Tag von der Realität eingeholt: Seit Monaten war er von Termin zu Termin gehetzt. Der Lohn: Seine CSU sackte in Bayern auf gerade mal 42 Prozent, Scheuer selber pendelte sich – im allgemeinen CSU-Abwärtstrend liegend – in seinem Wahlkreis bei 46 Prozent ein. Das sind minus 12 Prozent zu 2005.

„Es gibt nichts schön zu reden, ich werde das Ergebnis kritisch analysieren“, meint er einen Tag später. Und ergänzt gleich kämpferisch: „Es sind noch immer 28 Prozent zum Zweitplatzierten!“ Er meint Dr. Max Stadler, der auf 19 Prozent hochgeschnellt ist. Doch Scheuer weiß auch, dass ihm Stadler, der „hoch angesehende FPDler“, einige Prozentpunkte gekostet hat. „Wo und wie ich präsent war, macht mich das schon stutzig“, siniert Scheuer, der sich als einer sieht, der sich für die Region „zerreißt“ und in „hoher Schlagzahl“ gekämpft hat – vielleicht zuviel des Guten? „Bezüglich der Effizienz muss ich mir schon die Frage stellen“, sagt Scheuer.

Max Stadler kann sich zufrieden zurücklehnen. Nur Guido Westerwelle hat in seinem eigenen Stimmkreis besser abgesahnt als der Schaldinger. In dieser Hinsicht hat nicht einmal Frau Leutheusser-Schnarrenberger eine Chance, die allerdings als Justizministerin hoch gehandelt wird. Es wäre vermutlich der Traumjob für den Passauer Abgeordneten, der früher mal als Staatsanwalt und später auch als Richter im Bayerischen Justizdienst tätig war.

„Für Personalspekulationen ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt“, äußert sich Stadler auf PaWo-Anfrage vorsichtig. Er weiß, was er momentan sagen darf und was nicht. Der erfahrene Polit-Fuchs wird aber auch wissen, dass sein sensationelles Abschneiden bei den FDP-Bossen nicht völlig ignoriert werden kann.

Jella Teuchners bundespolitische Karriere ist dagegen zu Ende. Platz 18 reichte nicht bei 16 zu vergebenden bayerischen SPD-Plätzen. „Enttäuschend“ sei das Ergebnis der Roten, mit dem sie nie gerechnet hätte. Wie geht es weiter mit der 53-Jährigen, die seit 15 Jahren im Bundestag war? „Ich habe keinen Plan B in der Tasche", erklärt sie. „Fakt ist, dass ich noch 12 Jahre bis zur Rente arbeiten muss. Wo, das weiß ich noch nicht."

Teuchner ist sich keiner Fehler bewusst, die sie im Wahlkampf gemacht hätte. „Ich würde im Nachhinein nichts anders machen", meint sie. Und spricht von der „Beliebigkeit der Wähler“. Den häufig zitierten Kritikpunkt, sie sei zu wenig in der Region präsent gewesen, weist sie von sich: „Ich bin kein Typ für Volksfest-Auftritte. Ich habe inhaltlich gearbeitet und der Tag hat nun mal nicht mehr als 24 Stunden."

Das Aus für Jella Teuchner als Bundestagsabgeordnete hat auch für eine Passauer SPD-Stadträtin bittere Konsequenzen: Die beliebte Politikerin Karin Kasberger leitete nämlich Teuchners Büro in Passau und muss sich demnächst einen neuen Job suchen. Nachdem am Montag das Bundestags-Aus für ihre Chefin fest stand, herrschte verständlicherweise großes Entsetzen bei Teuchners Mitarbeitern.
Kasberger nahm sich daraufhin spontan einige Tage Auszeit, ließ sich für sämtliche Stadtratstermine in dieser Woche entschuldigen und tauchte erst mal ab. Auf mehrfache telefonische Anfrage war Kasberger nicht erreichbar. „Sie will jetzt erst mal Ordnung in ihr Leben bringen“, hieß es aus ihrem Bekanntenkreis. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende ist Mutter eines Sohnes und im gesamten Passauer Stadtrat hoch angesehen. Sie gilt als sehr leutseliger Mensch und fleißige Frau, die seit vielen Jahren mit großer Freude in Teuchners Büro arbeitete.

Kasberger, die gerne den Umgang mit Menschen pflegt, hatte als Büroleiterin einen erfüllten Job gefunden. Niemand hatte ernsthaft damit gerechnet, dass Teuchner aus dem Bundestag fliegen könnte. Ganz Passau drückt Kasberger jetzt die Daumen, dass sie möglichst bald einen neuen Posten findet.

SPD-MdB ade: Am Montag machte sich Jella Teuchner auf den bitteren Rückweg nach Berlin – und zwar in ihrem Wahlkampfbus, da ein Umzug ansteht: Ihre Tochter beginnt in Berlin ein Studium. Die Mutter hat mit ihrem eigenen Umzug noch bis zum 31. Oktober Zeit – dem Ende der aktuellen Legislaturperiode.

Spätestens dann wissen auch die Passauer, welche Rolle ihre beiden verbliebenen MdBs in der schwarz-gelben Koalition spielen werden.

Martin Reitmeier


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