Dr. Max Stadler Archiv Presse


Die Großen werden kleiner, die Kleinen größer

CSU und SPD fahren in Ostbayern zum Teil herbe Verluste ein - FDP überflügelt SPD - Nur Westerwelle schneidet besser ab als Stadler
 
Passau/Altötting. Zumindest freut er sich für seinen Nachfolger: „Ich gönne es Karl-Theodor“, sagt Ernst Hinsken. „Er ist ein richtiger Polit-Star und ein absolut fähiger Mann.“ Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte den Haibacher CSU-Bundestagsabgeordneten als Deutschlands Stimmenkönig abgelöst - 68,1 Prozent holte Guttenberg in seinem Wahlkreis im bayerischen Kulmbach. Hinsken, mit 68,0 Prozent Stimmenkönig der Bundestagswahl 2005, hingegen musste herbe Verluste einstecken und sich mit 55,4 Prozent (minus 12,6 Punkte) begnügen. Ein Grund: In diesem Jahr traten sieben Gegenkandidaten in seinem Wahlkreis an. „Mit meinem persönlichen Ergebnis bin ich nicht zufrieden. Da hätte ich mir schon mehr erwartet“, klagte Hinsken. Aber die Entscheidung des Wählers müsse er hinnehmen.
Verglichen mit Bayerns SPD-Chef Florian Pronold klagt Hinsken auf hohem Niveau. Der Deggendorfer SPD-Politiker erlebte gestern einen „schlimmen Tag“. In Niederbayern, Oberbayern und Schwaben schnitt die Partei sogar schlechter ab als die FDP. „Wir haben ein Drittel der Mandate verloren“, berichtet Pronold resigniert. Da sei es wenig aufmunternd, dass die Bayern-SPD mit Verlusten von 8,6 Prozent weniger schlecht abschnitt als die Bundes-SPD (minus 11,2 Prozent). „Mit 16 Bundestagsabgeordneten in Bayern sind wir nicht mehr flächendeckend vertreten“, klagte Pronold. „Das wird ganz schwierig.“ Die niederbayerischen Sozialdemokraten trifft es besonders hart: Von den ehemals drei Bundestagsmandaten - Florian Pronold, Bruni Irber, Jella Teuchner - ist nur eines übrig: das des Landeschefs. Irber-Nachfolgerin Rita Hagl scheiterte in Deggendorf mit ihrer Direktkandidatur gegen Barthl Kalb (CSU) und Jella Teuchner (Passau) verpasste nach 15 Jahren im Bundestag ganz knapp die Wiederwahl auf Listenplatz 18. Was sie jetzt anfängt, weiß sie noch nicht, aber „irgendwie wird es schon weitergehen“, sagte sie der PNP.
Im östlichen Teil Oberbayerns bleibt alles beim Alten: Die SPD-Kandidaten Dr. Bärbel Kofler und Ewald Schurer sind Dank ihrer Listenplätze auch weiterhin im Bundestag vertreten: So kam Bärbel Kofler (Listenplatz 16, Betreuungsabgeordnete für den Landkreis Altötting) im Wahlkreis 225 auf 15,12 Prozent, Ewald Schurer (Listenplatz 9, Betreuungsabgeordneter für den Landkreis Mühldorf) konnte 17,65 Prozent in seinem Wahlkreis überzeugen.
Die CSU-Direktkandidaten eroberten zwar alle Wahlkreise im Freistaat und schicken 45 Abgeordnete nach Berlin, doch alle mussten Einbußen bei den Erststimmen hinnehmen. Einzige Ausnahme: Karl-Theodor zu Guttenberg, der acht Prozentpunkte zulegte. Matthäus Strebl verpasste als erster Nachrücker auf der CSU-Liste den Wiedereinzug in den Bundestag, Stephan Mayer wurde mit 60,7 Prozent (minus 4 Punkte) zweitbester CSU-Abgeordneter, Max Straubinger kam auf 53,6 Prozent (minus 11,4), Barthl Kalb auf 52,9 (minus 8,2), und Andreas Scheuer erzielte 46,5 Prozent (minus 12). Im Wahlkreis Landshut verteidigte Wolfgang Götzer mit 50,5 Prozent (minus 8,5) sein Direktmandat. Dennoch bleiben ihm die Wahlkampf-Konkurrenten erhalten: Die Landshuter Linke-Kandidatin Kornelia Möller und Grünen-Kandidat Thomas Gambke ziehen in den Bundestag ein, beide über die Liste.
Die FDP hatte eine realistische Chance, neben Max Stadler einen weiteren niederbayerischen Kandidaten nach Berlin zu schicken. Der Freyunger Gerhard Drexler (45) hatte sich den 15. Listenplatz erkämpft. Theoretisch bedeutet jeder Prozentpunkt ein Mandat: Drexler durchlebte am Sonntag ein Wechselbad der Gefühle. Mal lag die FDP bei den Hochrechnungen in Bayern über, mal unter 15 Prozent. Laufend klingelte das Handy, die Gratulanten sprachen ihn schon mit „Herr Bundestagsabgeordneter“ an. Doch Drexler hörte auf sein Bauchgefühl: „Erst wenn ich es offiziell weiß, ist es sicher.“ Er sollte Recht behalten. Letztendlich fehlten der FDP 12 135 Stimmen in Bayern für ein 15. Mandat. Jetzt ist Drexler 1. Nachrücker. „In der letzten Periode rückten drei nach“, macht er sich weiterhin Hoffnungen auf ein Ticket nach Berlin.
Derweil greift Max Stadler nach dem FDP-Stimmenkönigstitel: Vor fünf Jahren war er drittbester FDP-Kandidat (9,9 Prozent) und heuer (18,9 Prozent) lässt er nur Parteichef Guido Westerwelle - ganz knapp - den Vortritt (19,1 Prozent). - lm/rh


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