Dr. Max Stadler Archiv Presse


So verlustreich kann ein Sieg sein

CSU-Direktkandidat Andreas Scheuer zieht wieder in den Reichstag ein, verliert aber im Landkreis 12 Prozent

Von Werner Windpassinger
 
* Neuburg am Inn. * Als sich gestern Abend kurz nach 18 Uhr bei der ersten TV-Prognose das katastrophale Abschneiden der SPD abzeichnete, brauste noch Applaus bei einigen CSU-Funktionären auf, wenig später wurde es aber still im Landkreissaal. Stimmung mochte nicht so recht aufkommen. Als nach und nach die Einzelergebnisse aus den Gemeinden bekannt wurden, war auch klar: CSU-Hoffnungsträger und Spitzenmann Andreas Scheuer konnte sich nicht vom Negativ-Trend seiner Partei abkoppeln und verlor bei den Erststimmen zwölf Prozentpunkte - das sind rund 17 700 Stimmen weniger als 2005. Für seine SPD-Kollegin Jella Teuchner kam es noch schlimmer: Sie muss um ihr Mandat in Berlin bangen.
Die CSU auch im Landkreis weiter auf Talfahrt: Landrat und Kreisvorsitzender Franz Meyer setzte auf die kommenden drei Jahre - »die sind ohne Wahlen. Da können wir in Ruhe zeigen, was wir können. Und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen«. Sein Parteikollege und CSU-Fraktionschef im Kreistag, Reinhold Hoenicka, zeigte sich ebenfalls erschüttert über das Minus der CSU, das sogar noch das Schockergebnis der letzten Landtagswahl unterbot, formulierte aber zugleich auch Mitleid mit der SPD: »Da verschwindet eine Volkspartei, darüber sollten wir uns nicht freuen!« Heute will die Landkreis-CSU in Büchlberg ab 20 Uhr im Gasthaus Escherich die Wahl analysieren.
Wirklich freuen konnten sich gestern andere. Die kleine Runde der Liberalen, anfangs um MdL Franz-Xaver Kirschner, später kam unter lautem Hallo Spitzenkandidat Max Stadler hinzu, sorgte angesichts eines historischen Spitzenergebnisses der FDP im Landkreis wenigstens für etwas Stimmung im Saal. Stimmenverdoppelungen - das gibt es nicht alle Tage. Stadler war der begehrteste Interviewpartner des Abends. Gegenüber der PNP machte er deutlich, dass sowohl sein persönlicher Erfolg als auch der seiner Partei klar zeigen würden, »dass die Wähler-Watsch'n für die CSU bei der Landtagswahl kein Betriebsunfall war«. Mit dem jetzigen Ergebnis hätten die Bayern erneut gezeigt, dass sie eine zweite bürgerliche Kraft im Freistaat haben wollen - die FDP eben.
Keine Stellungnahmen und keine Reaktionen gab es von MdB Jella Teuchner. Die SPD-Kandidatin war erst gar nicht auf die Neuburg gekommen. So musste MdL Bernhard Ross , der als einziger prominenter Sozialdemokrat aus dem Wahlkreis den Weg in den Landkreissaal gefunden hatte, das Desaster kommentieren: »Ein Drama«, zwei Worte, ein Gesichtsausdruck. Zum Schicksal von Jella Teuchner äußerte er wenig Hoffnung. Innerhalb der Partei sei immer davon ausgegangen worden, dass mindestens 17 Prozent bayernweit für die SPD herauskommen müssen, damit Teuchners Listenplatz sicher ist. »Das aber wackelt jetzt kräftig. Wir hoffen auf das eine oder andere Direktmandat. Das macht Luft für die Liste. Für Jella wird's eng. «


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